In der Hinrunde der aktuellen Saison steht zwar noch ein Spieltag aus, aber die EM-Pause gibt uns die Gelegenheit ein erstes Fazit zu ziehen. Nach zehn Partien steht der 1. FC Nürnberg auf dem neunten Platz der Tabelle, rein sportlich gesehen wäre man punktgleich mit dem Zweiten Leverkusen derzeit Dritter. Würde man also nicht wegen der Fristversäumnisse vier Punkte abgezogen bekommen, dann stünde man eigentlich sehr gut da in Anbetracht der Tatsache, dass es vor Beginn der Spielzeit einen erneuten Aderlass im Kader gab. Gleich vier Stammkräfte sowie das Trainergespann verabschiedeten sich aus Nürnberg. Neben dem Duo Herbert und Helfried Müller, dass durch Csaba Szücs ersetzt wurde, verließen Miriam Simakova, Steffi Ofenböck, Petra Popluharova und Maja Sommerlund den Verein. Auch Simone Luber und Alexandra Kubasta stehen nicht mehr zur Verfügung.
Dennoch schaffte man es fast schon sensationell nach der Auftaktpleite bei Aufsteiger Göppingen die Kurve zu kriegen und sich in die Saison förmlich hinein zu kämpfen, obwohl man wie schon so oft mit herben Rückschlägen leben musste. So verweigerte die EHF die Austragung der Champions League-Partien in der Halle am Berliner Platz, weshalb man zunächst nach Bamberg ausweichen wollte, sich schlussendlich aber für die Arena Nürnberger Versicherungen entschied, was zusätzliche Kosten mit sich brachte. Hinzu kam die schwere Verletzung von Neuzugang Franziska Garcia-Almendaris, die als Kreisläuferin eigentlich gesetzt war. Sie riss sich beim Vorbereitungsturnier in Schmelz das Kreuzband und sorgte so unfreiwillig dafür, dass Sara Walzik ihre Position in der Offensive übernehmen musste, nur teilweise entlastet von Nachwuchshoffnung Tanja Schorradt. So fehlte Walzik natürlich auf ihrer angestammten Linksaußen-Position, wo nun Franziska Beck fast immer 60 Minuten auf dem Feld steht. Ein großes Risiko, wer die Karriere der gebürtigen Nürnbergerin bisher verfolgt hat. Aber nicht nur für sie ist die Belastung immens hoch, auch der Rückraum hat unter den fehlenden finanziellen Mitteln arg zu leiden.
Da für Beate Scheffknecht der Sprung aus der österreichischen Liga nach Deutschland nicht auf Anhieb zu packen war, immerhin ist sie auch erst 18 Jahre alt, war der Druck auf das Trio Ania Rösler, Kerstin Wohlbold und Christina Rohde extrem hoch. Als Wohlbold dann gegen Trier erkrankt fehlte, musste Linda Jäger (17) in die Bresche springen. Am Ende sprang ein Remis (27:27) heraus. Auch wenn Jäger ihre Sache sehr ordentlich machte, nicht immer konnte ein leistungsmäßiger Ausfall des Rückraum-Trios von den Youngstern kompensiert werden. Gerade in der Champions League machten sich die körperlichen Defizite ziemlich bemerkbar, weshalb man nach drei Partien mit 0:6 Zählern hinter den punktgleichen Teams aus Viborg, Ljubiljana und Metz (je 4:2) am Ende der Gruppe D steht und eigentlich schon ausgeschieden ist.
In der Liga hingegen konnte man durch die individuelle Klasse der einzelnen Spielerinnen sechs Siege einfahren, auch wenn man dabei etwas Glück hatte, denn die Partie beim Thüringer HC hatte man eigentlich verloren. Der Gegner wurde aber für die eigene Dummheit bestraft und die Punkte am grünen Tisch dem Club zugesprochen, da die Erfurter eine nicht spielberechtigte Akteurin eingesetzt hatten. Zu den sechs Erfolgen kommt das bereits erwähnte Remis gegen Trier. Wichtige Siege fuhr man zu Beginn vor allem in Oldenburg und Buxtehude ein, die beide noch vor dem FCN platziert sind.
Aktuell ist man zwar drei Punkte von den Playoff-Rängen entfernt, für ein Erreichen der Finalrunden sprechen aber gleiche mehrere Punkte. So trägt man sieben der verbleibenden zwölf Partien noch in eigener Halle aus, darunter eine Serie von drei Spielen hintereinander, in der man die direkte Konkurrenz aus Oldenburg, Buxtehude und Göppingen empfängt. Außerdem zeigen die anderen Mannschaften sehr schwankende Leistungen, weshalb der Abstand auf die vorderen Plätze noch nicht allzu groß ist. Die anstehende Rückkehr von Almendaris gibt zudem weitere Hoffnung.
Neben der individuellen Stärke, immerhin sind mit Rösler, Walzik, Rohde und Torhüterin Jana Krause gleich vier Cluberinnen im DHB-Kader der EURO zu finden, konnte man vor allem mit einer soliden Defensive überzeugen. Krause etablierte sich vor Marianna Gubova als neue Nummer eins im Nürnberger Kasten, bildet mit der erfahrenen Slowakin aber wohl das beste Gespann der Liga. Nicht ohne Grund hat man mit 248 Treffern die wenigsten Gegentore aller Teams kassiert. Dafür haperte es teilweise in der Offensive etwas an Kreativität und Spritzigkeit, Letzteres natürlich verständlich angesichts des Mammutprogramms der letzten Wochen mit zahlreichen Auswärtsspielen, unter anderem in Viborg und Metz.
Trotzdem sollte man mit den bisher gezeigten Leistungen des Teams zufrieden sein und optimistisch in die zweite Saisonhälfte gehen. Auch im Pokal ist man noch vertreten, wenn auch mit Leverkusen ein harter Brocken in der nächsten Runde wartet. Immerhin genießt man Heimrecht und hat noch eine Rechnung mit den Rheinländerinnen zu begleichen. Gegen Bayer setzte es nämlich die bisher einzige Niederlage in der BBZ, als man unglücklich mit 26:27 unterlag. Ein weiterer Beleg dafür wie eng es zugeht in einer Meisterschaft, wo den Ersten nur sechs Zähler vom Zehnten trennen. Es scheint also alles möglich, zumindest national.
Donnerstag, 20. November 2008
Saison 08/09 - Halbzeitfazit
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